Ich kann mich noch ganz genau erinnern, an den ersten Kontakt mit diesen „komischen“ Früchten.
Es ist bestimmt schon über 10 Jahre her und es war, wie in diesem Beitrag, in Form von Marmelade. Die Wirtin des Reiterhofes, auf dem wir damals Urlaub gemacht haben, hat uns ein riesiges Glas davon geschenkt. Gemeinsam mit einem Backheftchen, das mit verantwortlich für meine spätere Freude am Backen ist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Diese Marmelade war irgendwie ein Mysterium für mich. Denn die Frucht, aus die sie gemacht war, kannte ich schlicht und einfach nicht: Kriecherl. Also habe ich das gemacht, was jeder macht, der das Wort das erste Mal hört (oder damals getan hat): herumgefragt, was das für ein Obst sein soll.
Die Früchte waren alle schon verarbeitet, also konnte ich sie nicht in Natura sehen. Und auch Smartphones bzw. überall zugängliches Internet, das man befragen konnte, gab’s damals noch nicht. Ich weiß, schwer zu glauben, aber so war das damals ;-)
Also hab ich es gut sein lassen und mich einfach damit abgefunden, dass ich keine Ahnung habe, was Kriecherl (die übrigens auch Mirabellen oder Ringlotten genannt werden) sind. Was mich natürlich nicht davon abgehalten hat, das Glas Marmelade zu verdrücken. Und ein paar Jahre lang sind mir der Geschmack und auch die Frucht nirgends mehr untergekommen, bis ich sie schließlich vergessen habe.
Und dann, eines Tages, stolpere ich ganz zufällig am Markt über eine Kiste mit kleinen, gelb-orangenen und dunkelroten Früchtchen, auf der „Kriecherl“ angeschrieben steht. Das waren sie also. Spontan habe ich gleich mal ein knappes Kilo davon gekauft und zu Kriecherl Sirup verarbeitet. Und nachdem ich wusste, wie die Dinger aussehen, habe ich mit Begeisterung festgestellt, dass in unserer ganzen Nachbarschaft Kriecherl-Sträucher wachsen!
Und was mache ich daraufhin? Nichts.
Außer mich jedes Jahr ärgern, dass ich mit dem Sammeln zu spät dran bin und die meisten Kriecherl schon zermatscht am Boden liegen…
Aber nicht so dieses Jahr! Diesmal haben wir die Produktion voll angefahren und nicht nur Sirup, sondern auch Marmelade eingekocht. Und das erste Glas haben wir auch schon geleert ;-)
Auch wenn man es ihnen nicht ansieht: die Kriecherl sind ziemlich sauer. Ich habe für dir Marmelade Gelierzucker im Verhältnis 3:1 verwendet, was die säuerliche Note hervorragend erhält. Wenn du deine Marmelade lieber süß hast, dann solltest du unbedingt 2:1 Gelierzucker verwenden und bei 1,5 kg Früchten 750g Gelierzucker 2:1 verwenden.
Das Nervige an der Verarbeitung der Kriecherl ist übrigens, dass sie Kerne haben. Du kannst also alle entsteinen (mit einem Kirschenentkerner dürfte das ganz gut gehen), oder du machst es einfach so wie ich. Dann brauchst du nur ein grobes Nudelsieb, um die Kerne los zu werden. Eine Bildanleitung für die Schritte 1-3 aus dem Rezept unten findest du in diesem Beitrag. Das feine Sieb kannst du weg lassen, weil du die Marmelade anschließend sowieso pürierst.
- 1,5 kg Kriecherl
- 500 g Gelierzucker 3:1
- etwas Wasser
- Die Kriecherl mit etwas Wasser (ca. ¼ Liter) in einem Topf zum Kochen bringen.
- So lange köcheln lassen, bis ein Mus entsteht, das dauert ca. 5-10 Minuten. So trennt sich das Fruchtfleisch leicht von Kern und Schale.
- Das Mus durch ein grobes Nudelsieb laufen lassen und mit dem Kochlöffel umrühren, damit sich das Fruchtfleisch von den Kernen trennt.
- Das Fruchtmus mit dem Gelierzucker in einen Topf geben und fein pürieren.
- Aufkochen lassen und ca. 5 Minuten sprudelnd kochen. Gelierprobe machen und anschließend sofort in vorbereitete, ausgekochte Gläser füllen.
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8 Comments
Mah Janneke, ich such schon die ganze Zeit nach Kriecherln, weil ich dieses Jahr auch unbedingt Marmelade draus machen will! Ich liebe die Dinger und jetzt ist ja auch grade Saison. Ich hoffe, dass ich noch welche bekomme und dein Rezept ausprobieren kann.
Liebst,
Ulrike
danke für das rezept! ich habe eine flotte lotte verwendet statt des siebes. und hab auch eine zimtstange, einige lavendelblüten und zum schluss (als es nicht mehr sprudelnd gekocht hat, rum dazu gegeben.
Ein absoluter Genuss! Mein Nachbar hat eine Qittenbaum und wir haben dieses herrliche Rezept sofort ausprobiert. Vielen Dank, sehr gut geworden.
Vielen Dank für den Austausch Ihres Wissens und Ihrer Informationen. Es ist sehr hilfreich und verständlich
Danke für das tolle Rezept! Da meine Kriecherln sehr sauer waren, hab ich 2:1-Zucker verwendet. Ist sehr lecker geworden! :)
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